Geschichte
Tradition verpflichtet – Der SVR und seine Geschichte
Wie in anderen ländlichen Ortschaften des Osterlandes bildete sich auch im Kohlegebiet Rositz – Gorma – Fichtenhainichen – Molbitz schon Ende des 19. Jahrhunderts der erste Sportverein, genau gesagt am 15. Oktober 1884 – der Turnverein zu Gorma. Seine Turnbrüder bewohnten nicht nur Gorma, sondern auch die umliegenden Ortschaften. Meist waren diese Bergleute auch in Sportvereinen, die sich in den nachfolgenden Jahren bildeten. So kann man mit Recht behaupten, dass der „Bergmann“ nicht nur das Ortsbild von Rositz, sondern auch den Sport prägte und das heutige Vereinswappen zu recht ziert. Bis zur Jahrhundertwende gründeten sich noch zwei Sportvereine, am 20. Juni 1888 die Bogengesellschaft zu Untermolbitz und am 10. Februar 1898 der Rositzer Radfahrer Klub.
In den Folgejahren waren die Bewohner in Rositz und Umgebung sehr rege und gründeten zahlreiche neue Sportvereine. Einige verschwanden aber sehr schnell wieder aus dem Ortsbild. Der Höhepunkt war wohl nach dem 1. Weltkrieg Ende der 1920er Jahre, wo es fast ein Dutzend Sportvereine gab. Diese pflegten die Sportarten Fußball, Großfeldhandball, Reigenfahren, Geräteturnen, Leichtathletik, Schach, Fechten, Ringen, Boxen und Bogenschießen. In den Reihen des Turn- und Sportklubs Rositz gab es gar einen Spielmannszug.
Alle diese Sportvereine muss man in drei Gruppen einteilen – in Katholische-, Bürgerliche- und Arbeitersportvereine. Arbeiter- und Bürgerliche Vereine führten auch eigene Meisterschaften durch. Den Anfang mit dem Fußball in Rositz machte der am 04. September 1919 gegründet SC „Maiblümchen“ Gorma. Aus diesem Sportclub entstand in den Folgejahren die Freie Spielvereinigung Gorma (1921) und ab 1923 die Freie Spielvereinigung Rositz. Ein weiterer Fußballverein in Rositz war der am 01. Mai 1920 von ehemaligen Mitgliedern des Turnverein „Vater Jahn“ Rositz gegründete Fußball Club Rositz, der aber nach nur drei Jahren wegen Erfolglosigkeit wieder aufgelöst wurde und von der Bildfläche verschwand. Die Mitglieder des FC Rositz wechselten wieder zurück zum TV „Vater Jahn“ Rositz und spielten nur bis zur 2. Kreisklasse. Ebenfalls spielte die Fußballer des katholischen Turnvereins „Jugendkraft“ Rositz kaum eine Rolle und kamen nicht über die Kreisebene hinaus.
Die größten sportlichen Erfolge hatten wohl der Arbeiter- Radfahrerklub für Rositz und Umgebung 1904 und die Freie Spielvereinigung Rositz zu verzeichnen. Die 4er Kunstreigenstaffel des Radfahrerklubs wurde am 06. und 07. Juli 1929 bei den Deutschen Radsportmeisterschaften in Berlin Vizemeister. Die 1. Fußballmannschaft der Freien Spielvereinigung Rositz wurde 1930, 1931 und 1932 Bezirksmeister und 1931 (nach dem Endspielsieg beim SC Erfurt 1985 mit 4:3) und 1932 Thüringer Fußballmeister und scheiterte jeweils nur knapp im Kampf um die Mitteldeutsche Meisterschaft Im Finale 1931 am TuS Pegau und 1932 im Halbfinale am VfK Südwest Leipzig.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verbot man die traditionellen Arbeitersportvereine und konfiszierte ihr Eigentum. Der ehemalige Thüringer Fußballmeister konnte seine Auflösung mit viel Geschick und mit Hilfe der zur Anhängerschaft gehörenden einflussreichen NSDAP- Mitglieder verhindern, da man sich dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen anschloss und durch die Eingliederung der Fußballer vom TV „Jugendkraft“ Rositz unter dem neuen Namen „Fußballsportverein“ Rositz (somit blieb das Kürzel FSV) fortzuführen. Zwar musste man in der niedrigsten Spielklasse (2. Kreisklasse) neu beginnen aber man schaffte in den Folgejahren schnell den Aufstieg und spielte ab 1937 in der Bezirksklasse Thüringen (damals 2. Liga).
So gab es im Jahr 1935 nur noch den Turnverein „Vater Jahn“ Rositz, den Rositzer Radfahrer Klub 1898 und den Fußballsportverein Rositz. Neben den Aufstiegen erzielte der FSV Rositz in Freundschaftsspielen in den Jahren 1935 bis 1938 einige gute Ergebnisse. So gewann man gegen den dreimaligen Deutschen Meister VfB Leipzig mit 2:1. Ebenfalls konnte der VfL Halle 98 (2:1) und der FC Wacker Halle (3:0) besiegt werden. Auch das 2:2 gegen Fortuna Leipzig konnte als Erfolg gewertet werden und sorgte auch für überregionale Anerkennung. Im Tschammerpokal im Jahr 1936 verlor man in der 2. Runde knapp beim SV Merseburg 99 mit 1:2 nach Verlängerung und schied aus. Bei der zweiten Auflage des Vorläufer des DFB- Pokals nahmen in dieser Saison insgesamt 5.291 Mannschaften teil! Man zählte damals neben dem SC Erfurt 1895 (heute FC Rot- Weiß Erfurt), 1. SV Gera (heute wieder BSG Wismut Gera), 1. SV Jena (heute FC Carl Zeiss Jena) und dem FC Thüringen Weida zu den erfolgreichsten Teams in Thüringen.
Nach dem Vizemeister in der Bezirksklasse Ostthüringen Saison 1937/38 (Platz 2 hinter dem SV 08 Steinbach) verpasste man knapp den Sprung in die Gauliga Mitte (damals höchste Liga in Deutschland). Mit beginn des 2. Weltkrieges spielte der Rositz- Fußball dann aber nur noch eine Nebenrolle, da viele Fußballer zum Militärdienst eingezogen worden. Im Jahr 1942 konnten sich der FSV Rositz den Osterlandmeister nach dem Finalsieg gegen den FC Wacker 1910 Gera sichern.
Für diese Zeit typisch, gründeten sich im Jahr 1940 der Schießsportverein „Tell“ Rositz. Seine Vereinsgeschichte war auch nur von kurzer Dauer.
Das erste Fußballspiel im Landkreis nach dem 2. Weltkrieg fand am 08.06.1945 in Rositz zwischen dem FSV Rositz und einer Stadtauswahl Meuselwitz statt, welches unser FSV mit 7:2 gewinnen konnte. Auf Erlass der Besatzungsmacht wurden durch das Landratsamt für Kommunalwesen alle
Sportvereine verboten und so genannte „Sportgemeinschaften“ neu gegründet. Aus dem FSV Rositz entstand somit am 27. Juli1946 die Sportgemeinschaft Rositz. So absolvierte man die ersten Meisterschaftsspiele nach dem 2. Weltkrieg als SG Rositz. Im Jahr 1946 scheiterte man in Meuselwitz vor 7.000 Zuschauern an der SG Altenburg- Nord (Vorläufer des SV Motor Altenburg) mit 0:3. Somit wurde unsere SG Rositz in der Kreisgruppe Ostthüringen und die SG Altenburg- Nord (1949 dann Gründungsmitglied der DDR Oberliga) in der Landesklasse eingestuft. Die Besatzungsmacht im Osten Deutschlands strebte eine Zusammenführung aller Sportvereine und später eine Bindung an einen Trägerbetrieb an. Im Jahr 1948 übernahm die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) die Trägerschaft. Nach einem erneuten Trägerwechsel wurden am 10. März 1950 zwei Betriebssportgemeinschaften (BSG) in Rositz gegründet. Die BSG „Empor“ Rositz war dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Trägerbetrieb Zuckerabpackbetrieb und die BSG „Paraffin“ (am 05. Oktober 1950 Umbenennung in BSG „Chemie“ Rositz) dem VEB „Otto Grotewohl“ Teerverarbeitungswerk Rositz (früher Deutsche Erdöl Aktien Gesellschaft) unterstellt.
Anfang der 1950er Jahre hatte die BSG „Chemie“ wohl die größte Anzahl an Sektionen. Diese pflegten die Sportarten Fußball, Hallenradsport, Turnen und Gymnastik, Kegeln, Schwimmen, Volleyball, Handball, Tischtennis und Schach. Im Jahr 1952 hatte die Sektion Fußball ihren größten Erfolg, die 1. Mannschaft schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga Leipzig (damals 3. Liga), aus der sie 1956 abstieg und ihren Erfolg 1959 wiederholte.
Die erfolgreichste Sektion über Jahre hinweg ist die Sektion Hallenradsport. DDR-Meistertitel im Radball oder Kunstradfahren waren keine Seltenheit. Die Hallenradsportler hatten den erfolgreichsten Sportler in der Vereinsgeschichte in ihren Reihen. Klaus Hüfner war 2mal DDR-Meister der Schüler, 2mal DDR-Meister und einmal Vize-Meister der Jugend im Einerkunstradfahren.
Weiterhin war es der Sektion vergönnt, einmalig im Osterland eine Deutsche Meisterschaft im Hallenradsport auszurichten.
Auch andere Sektionen konnten großartige Erfolge bei Kreis-, Bezirksmeisterschaften und anderen sportlichen Wettkämpfen erringen. Leider wurden es in den Folgejahren immer weniger Sektionen, da sich keine jüngeren Kräfte fanden, den Übungsbetrieb fortzufahren. Mitte der 1980er Jahre waren es nur noch die Sektionen Fußball, Volleyball, Kegeln, Hallenradsport und Freizeitsport. Alle Sportvereine der DDR, so auch die BSG „Chemie“ Rositz, wurden von einem Trägerbetrieb – in unserem Fall vom Teerverarbeitungswerk „VEB Otto Grotewohl“ Rositz – unterstützt. So war es recht einfach, den Sport in geregelten Bahnen zu leiten.
Um so schwerer wurde es im Jahr 1990. Auch die BSG „Chemie“ Rositz wurde vom politischen Umbruch hart getroffen und musste sich ihren Weg in eine ungewisse Zukunft selbst suchen. Am 24. April 1990 trafen sich nur wenige, um ab 04. Juli 1990 aus der BSG „Chemie“ Rositz den Sportverein Rositz e. V. zu gründen. Aus finanziellen und personellen Gründen kam es 1994 zur Angliederung des Sportvereins „Empor“ Rositz. Die ehemalige BSG „Aktivist“ Molbitz (1952 gegründet) wurde im Jahr 1995 in den SV Rositz integriert. Heute, 25 Jahre nach Gründung des SV Rositz, kann man auf Höhen und Tiefen zurück blicken. Im Jahr 1993 stieg unsere 1. Männermannschaft in die Fußball- Bezirksliga Ostthüringen (damals 5. Liga) auf. Ab dem Jahr 1997 verabschiedete man sich für ganze neun Jahre von der Bezirksligabühne und kämpfte in der Saison 2003/04 sogar um den Klassenerhalt in der Kreisliga Altenburger Land. Dem damaligen Trainergespann Jörg Meuschke (heute Vorsitzender des SV Rositz) und Sven Jahnke (heute Nachwuchsleiter des SV Rositz) ist es zu verdanken, dass sich unser SVR wieder auf Bezirksebene etablieren konnte. Neben den Kreismeistertiteln 2006 und 2008 konnte der Kreispokal 2008 gewonnen werden und man erreichte 2009 und 2013 das OTFP- Bezirkspokalfinale bzw. Regio- Pokalfinale. Eine herausragende Saison hatten die Fußballer 2007/08, als neben dem Doublegewinn der ersten Mannschaft auch die „Zweite“ und „Dritte“ jeweils eine Klasse höher aufstiegen. Die Erfolgsgeschichte ging traumhaft weiter und unsere 1. Mannschaft schaffte innerhalb von zwei Spielzeiten den direkten Durchmarsch von der Kreisoberliga in die Verbandsliga Thüringen als 60. Neuling in Thüringens höchster Spielklasse. Mit Platz sieben in der ersten Saison konnte man das gesteckte Saisonziel souverän erreichen. Die Abteilungen Kunstradfahren und Kegeln verließen im selben Jahr den SV Rositz und gründeten eigene Vereine. In der zweiten Verbandsliga-Spielzeit der Fußballer lief es sportlich leider nur in der Hinrunde gut. Danach folgte der sportliche Abstieg der ersten Mannschaft, die in der Folge aufgelöst wurde und ab der Saison 2017/2018 das Spielrecht der 2. Mannschaft in der Kreisliga übernahm. Viele Spieler verließen den Verein, einige wichtige Akteure blieben dem SVR jedoch treu. In der Kreisliga erreichte man unter dem neuen Trainerduo Martin Teuber und Manuel Vincenz in der Endabrechnung souverän den 1. Platz.
Seit dem ist man in der Kreisoberliga Ostthüringen am Start und erreichte dort in den vergangenen Spielzeiten immer wieder Spitzenplätze. In der Saison 2022/2023 war es dann endlich soweit. Der SVR errang, unter dem Trainertrio, Kevin Undeutsch, Michael Walter und Martin Teuber, den ersten Platz in der Endabrechnung und erreichte damit den Aufstieg in die Landesklasse. Zudem gehen die “Schwarz/Weißen” ab der Saison 2023/2024 wieder mit 3 Männermannschaften an den Start.
Zum jetzigen Zeitpunkt hat unser Verein über 300 Mitglieder, die in den Sektionen Aroha, Fußball, Gymnastik, Kinderturnen, Tanzen und Volleyball aktiv sind.